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Gesundes Leben im Stadtteil Gera-Lusan

Haushaltsbefragung im Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts „GFA_Stadt“ gestartet

Wie gesund lebt es sich in Gera-Lusan? Was bietet die Wohnumgebung für Möglichkeiten, sich zu bewegen, Menschen zu treffen und die alltäglichen Erledigungen zu Fuß zu meistern? Warum werden bestimmte Wege oder Plätze von Bewohnerinnen und Bewohnern in Lusan bevorzugt genutzt, andere eher gemieden? Was macht die Nachbarschaft fußgängerfreundlich, wo gibt es Verbesserungsbedarf?

Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich das „GFA_Stadt“-Projekt, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird und gemeinsam vom Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der FH in Erfurt und der Hochschule HAW in Hamburg durchgeführt wird.

Die vergangenen zwei Jahre in Pandemiezeiten haben gezeigt, was es bedeutet, den gewohnten Bewegungsradius zu verändern und einzuschränken. Besonders das unmittelbare Wohnumfeld bekam für viele Bewohnerinnen und Bewohner eine neue Bedeutung, um spazieren zu gehen, zu Fuß zum Einkaufen unterwegs zu sein, mit anderen ins Gespräch zu kommen oder einfach etwas „Tapetenwechsel“ zu erfahren.

Über einen durch die Wissenschaftler der FH Erfurt und der HAW Hamburg entwickelten Fragebogen sollen nun Erkenntnisse für zukünftige Planungen und Projekte im Gesundheits- und Stadtplanungsbereich in Lusan erforscht werden. In einigen Quartieren haben Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils Gera-Lusan Fragebögen zur Teilnahme an einer Haushaltsbefragung über ihre Briefkästen erhalten. Zudem können alle Stadtteilbewohnerinnen und -bewohner über eine App digital bei der Befragung mitmachen. Bis zum 25. März sollen alle Fragebögen ausgefüllt und postalisch oder online zurückgesandt werden.

Dr. Thomas Prill, Leiter des Stadtplanungsamts, betont: „Das Forschungsprojekt kann einen Beitrag zu einem gesundheitsfördernden Wohnumfeld leisten. Dafür ist es wichtig, die Erfahrungen und Ansichten der Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils einzubeziehen. So kann aktiv an der Stadtentwicklung teilgenommen und Weichen für die Zukunft gestellt werden“. Er ruft die Bewohnerinnen und Bewohner von Gera-Lusan auf, an der Haushaltsbefragung mitzuwirken.

Im Rahmen des Projekts „GFA_Stadt“ geht es um die Gesundheitsförderung vor allem durch Bewegung im Stadtteil. „Wir möchten von den Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils erfahren, wie die Bewegungsfreundlichkeit von ihnen eingeschätzt wird. Diese Erkenntnisse sollen zukünftige Planungen und Projekte im Gesundheits- und Stadtplanungsbereich in Gera-Lusan erleichtern“, so Professorin und Projektleiterin Heidi Sinning und wissenschaftlicher Mitarbeiter Bernhard Scholze aus dem Forschungsteam der FH Erfurt.

Alle Lusaner Bewohnerinnen und Bewohner sind herzlichst eingeladen, an der Befragung teilzunehmen. Die Teilnahme kann per Fragebogen oder online (durch Einscannen des QR-Codes) erfolgen. Alle Angaben werden anonym erfasst, zudem ist die Teilnahme freiwillig. Die Befragungsergebnisse werden nach der Auswertung vor Ort bekannt gemacht.

Hintergrund:

Hauptzielsetzung des Forschungsvorhabens „Gesundheitsfolgenabschätzung in der Stadtentwicklung“ ist es, ein umfassendes, integriertes und partizipatives Modell zur Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA; englisch: Health Impact Assessment – HIA) für Kommunen in Deutsch-land zu entwickeln. Ein Online-Tool soll die praktische Umsetzung der GFA unterstützen.

GFA ist ein Verfahren, mit dem sich abklären lässt, inwiefern Maßnahmen, die außerhalb des eigentlichen Gesundheitssektors getroffen werden, mit dem Anliegen der Gesundheit kompatibel sind. Es sollen damit sowohl die Chancen auf soziale Teilhabe und ein gesundes und erfülltes Leben erhöht, sowie soziale Disparitäten reduziert werden. Dies erfordert Veränderungen auf mindestens zwei Ebenen: In der Stadtplanung ist ein Umdenken hinsichtlich des Gesundheitsverständnisses wesentlich, und die Gesundheitsdienste sind in die Lage zu versetzen, im Stadtentwicklungsprozess fundiert Stellung zu nehmen und gesundheitliche Themen einbringen zu können. Mit dem Projekt GFA_Stadt soll ermöglicht werden, GFA ein-fach und ressourcenschonend in kommunale Prozesse zu integrieren und bisherige Anwendungshürden zu reduzieren.

Die erwarteten Projektergebnisse stellen eine soziale Innovation dar, indem praktisch-organisatorische Lösungen (anwendungsfreundliche Umsetzung von GFA in der Stadtplanung), veränderte soziale Praktiken (systematische Berücksichtigung von Gesundheitsfragen in der kommunalen Planungspraxis) sowie optimierte Prozesse und effiziente Strategien (partizipative Umsetzung von GFA) initiiert werden, sowie Entscheidungsstrukturen neu verknüpft und strukturiert werden.

GFA_Stadt ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem ISP – Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der FH Erfurt und der HAW Hamburg, Competence Center Gesundheit (CCG).

Projektleitung:

Prof. Dr. Heidi Sinning, ISP – Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der FH Erfurt

Prof. Dr. Joachim Westenhöfer, HAW Hamburg, Competence Center Gesundheit (CGG), Department Gesundheitswissenschaften

in Zusammenarbeit mit

Prof. Dr. Boris Tolg, HAW Hamburg, Competence Center Gesundheit (CCG), Department Medizintechnik

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Projektlaufzeit: 01.10.2020 – 30.09.2023