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Nachruf Reinhold Zemke

Am 31.5.2025 ist Reinhold Zemke, der amtierende Dekan unserer Fakultät Architektur und Stadtplanung, nach kurzer und schwerer Krankheit von uns gegangen. Wir sind unendlich traurig und bestürzt.

Reinhold Zemke war seit dem Jahr 2010 an der FH Erfurt. Er hat maßgeblich am Aufbau des Studiengangs Stadt- und Raumplanung mitgewirkt und er hat sich verdient gemacht bei der Aufgabe, die Fakultät Architektur und Stadtplanung gemeinsam wachsen zu lassen, sie zusammenzuhalten und ihr Profil zu schärfen. Reinhold Zemke hat sein Amt als Dekan mit großer Leidenschaft, Geduld und Umsicht geführt. Er hat die Interessen der Fakultät nach außen mit großer Beharrlichkeit vertreten und er hat entscheidend dazu beigetragen, die Fakultät nach innen zusammenzuhalten und immer wieder zu einen. In Nachrufen wird häufig geschrieben, der oder die Verstorbene sei allseits beliebt gewesen – was unsere Fakultät betrifft, können wir sagen, dass das bei Reinhold Zemke nichts anderes als die Wahrheit ist und auf ganzer Linie zutrifft. Reinhold Zemke war immer gut vorbereitet, auf dem neusten Wissenstand und war mit seiner ausgleichenden und souveränen Art stets in der Lage, unterschiedliche Interessen zusammenzubringen oder zumindest gegenseitiges Verständnis herzustellen.

Reinhold Zemke hat in den 1980er Jahren an der TU Berlin Stadt- und Regionalplanung studiert. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst im Büro UrbanPlan Berlin GmbH und von 1995 bis 1997 im Stadtplanungsamt Berlin Kreuzberg in der Abteilung „verbindliche Bauleitplanung“. Im Jahr 1995 gründete er zusammen mit Holger Pietschmann das Büro ContextPlan GmbH und agierte dort bis 2010 als Geschäftsführer und Gesellschafter (von 2010 bis 2015 als Gesellschafter). In den 1990er und 2000er Jahren arbeitete Reinhold Zemke mit seinem Büro am Puls der Berliner Stadtentwicklung und leitete viele stadtplanerische und städtebauliche Projekte dieser besonderen Zeit. Parallel zu seiner Tätigkeit im Büro begann er seine Dissertation zum Thema „Die Moschee als Aufgabe der Stadtplanung“, mit der er im Jahr 2008 an der TU Berlin zum Dr.-Ing. promovierte. Im Jahr 2015 hat er mit Michael Steinke das Büro Stadt | Ökonomie | Recht Steinke & Zemke GbR, Erfurt gegründet und dort stadtplanerische Projekte in der Region erarbeitet. Im Juni 2018 wählten die Vertreterinnen und Vertreter der Architektenkammer Thüringen Reinhold Zemke in den Kammer-Vorstand.

Zum Professor für Bau- und Planungsrecht an der FH Erfurt wurde Reinhold Zemke im Jahr 2010 berufen. Er war der zweite Professor an dem damals noch recht kleinen Studiengang Stadt- und Raumplanung. Reinhold Zemke hat zusammen mit der Kollegin Prof. Heidi Sinning den Studiengang aufgebaut und wegweisend gestaltet. Innerhalb weniger Jahre etablierte sich die Fachrichtung als wichtige Stütze der Fakultät und der Hochschule insgesamt. Seitdem haben in den beiden Studiengängen der Stadt- und Raumplanung über 1.000 Studierende ihre BA- und MA-Abschlüsse absolviert. Fachlich hat Reinhold Zemke sich mit den Themen integrierte Stadtentwicklungsplanung, Umwelt- und Planungsrecht / Bauleitplanung, Projekt-/Verfahrensmanagement und Regionalentwicklung / Raumordnung beschäftigt. Dabei hat er vor allem zwei langjährige Projekte vorangetrieben: zum einen das „rote Buch“, also den Band „Städtebaurecht“, den er zusammen mit den Kollegen Prof. Gerd Schmidt-Eichstaedt und Prof. Bernhard Weyrauch immer wieder weiterentwickelte und auf den neusten Stand der Planungsrechtsentwicklung brachte. Im Jahr 2018 kam dazu der ebenfalls im Kohlhammer-Verlag erschienene Band „Der Bebauungsplan in der Praxis“, der eine einfach verständliche und detaillierte Einführung in das Bauleitplanverfahren anbietet. Zum anderen sind bei der fachlichen Fokussierung von Reinhold die jährlich stattfindenden Baurechtstage zu nennen, bei denen er alle wichtigen Vertreter*innen der Profession regelmäßig in Erfurt versammelte. Diese Konferenzen haben sich als wichtige Zusammenkünfte im deutschsprachigen stadtplanerischen Kontext etabliert.

Durch die aktive Mitwirkung im Vorstand der Architektenkammer Thüringen verknüpfte Reinhold Zemke seit 2018 aktuelle Themen aus der Lehre und Forschung mit denen Handlungsfeldern des Berufstandes - insbesondere aus der Perspektive der Stadtplanung - und vernetze somit die Hochschule wirksam und nachhaltig mit der Region. Zu erwähnen ist schließlich auch, dass Reinhold Zemke ein Gründungsmitglied des im Jahr 2022 gegründeten Forschungskollektivs für Peripherie und Zentrum FPZ an der FH Erfurt gewesen ist und bei dessen Entstehung entscheidende Impulse geben konnte. Getragen wurde Reinhold Zemkes Wirken an der Fakultät und darüber hinaus von seinem steten Engagement für eine partizipativ angelegte, sozial gerechte und ökologische Stadtentwicklung.

Als Dekan unserer Fakultät hat Reinhold Zemke es immer wieder verstanden, die Position der Fakultät innerhalb der Hochschule zu stärken. Reinhold Zemke hat sehr ausgleichend in die nicht immer ganz einfache Konstellation zwischen den in der Schlüterstraße versammelten Studiengängen gewirkt. Es ist ihm durch seine Präsenz, seinen Humor und durch sein kluges Agieren immer wieder gelungen, das konstruktives Miteinander in der Fakultät zwischen den Lehrenden und den Studierenden zu stärken. Bei den Studierenden war Reinhold Zemke auch deshalb so beliebt, da er das Fach Städtebaurecht in seiner sozialen Bedeutung plastisch darstellen und es als lebendiges, kreatives und vielfältiges Lehrgebiet gestalten konnte. Reinhold Zemke, und das war eines der Geheimnisse seines integrativen Wirkens, hatte immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Kolleg*innen, der Mitarbeitenden und der Studierenden. Immer konnte er sich in die Sorgen und Nöte anderer einfühlen und mit seiner großen Empathie einen engen Kontakt zu seinen Mitmenschen herstellen. Nicht zuletzt stark gemacht hat er sich auch für die Anliegen der angestellten Mitglieder der Fakultät, etwa in den Sekretariaten, der IT-Abteilung und den Werkstätten.

Im September 2024 wurde bei Reinhold eine schwere Krankheit diagnostiziert. Nach kurzem, aber heftigen Leidensweg hat er den Kampf gegen die Krankheit Ende Mai 2025 verloren. Reinhold hinterlässt drei erwachsene Söhne. Mit seiner Lebensgefährtin Annemarie Schnerrer durfte er in den letzten Jahren noch einmal eine sehr glückliche Zeit verbringen. Annemarie hat Reinhold auf der letzten Station seines Weges mit ganzer Kraft zur Seite gestanden. Und sie hat die Verbindung zu uns – seinen Kolleg*innen und Freund*innen an der Fakultät – aufrechterhalten, wofür wir ihr sehr dankbar sind. Reinhold hatte noch viele Pläne, er dachte darüber nach, einen weiteren, planungsrechtlich orientierten Studiengang zu gründen und er war auf einem guten Weg, die Kräfte der Fakultät zu bündeln und damit die Hochschule insgesamt noch weiter nach vorne zu bringen. Wir sind sehr traurig, dass Reinhold so früh gehen musste. Wir vermissen ihn als Dekan und wir vermissen ihn als Mensch.

Lieber Reinhold, ruhe in Frieden.

Die Kolleg:innen der Fakultät Architektur und Stadtplanung