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MusicDNA

Projektbild Music DNA

Ziele und Vorgaben

Ziel von MusicDNA ist es, den Medienbruch zwischen Noten in Partituren und ihrer akustischen Manifestation zu überbrücken. Um dies zu erreichen, verfolgt das Forschungsvorhaben zwei wesentliche Ziele

1.) Musikkataloge mittels Summen ihrer charakteristischen Melodie durchsucht zu machen: Quellenlexika, Werkverzeichnisse und Sammlungen bieten überwiegend ein textbasiertes Suchinterface und Browsing an. Wenige Kataloge bieten einen Suchzugang anhand von Noten, bei dem per Klaviatur ein Incipit eingegeben wird. Kein wissenschaftlicher Musikkatalog unterstützt eine Suche über eine gesummte Melodie. Dabei ist gerade das für Musiker:innen ein unmittelbarer Zugang und bietet auch Personen, die keine Noten lesen und schreiben können, eine Möglichkeit, Musik zu durchsuchen. Dies ermöglicht einen weiteren und breiteren Zugang zu den musikalischen Inhalten.

2.) Audioaufnahmen in notierte musikalische Incipits umzuwandeln: Anfänge von Audioaufnahmen werden in Plaine & Easie Code, der Standard-Kodierung von Musikincipits, transformiert und können so ebenfalls für die Suche nutzbar gemacht werden. Es gibt bereits verschiedene Transformationen zwischen Musiknotationen und -kodierungen, jedoch nicht aus Audioformaten in Plaine & Easie. Dies würde weitergehende Bestände von nur als kurze Audioausschnitte mit textuellen Metadaten, jedoch ohne Incipits, vorliegenden Quellen für eine Incipit-basierte Suche erschließen. So ließen sich neben der Suche auch ähnliche Motive in anderen Stücken identifizieren und neue Forschungsansätze erschließen. MusicDNA ist somit ein Pilotprojekt im Bereich der automatischen Transkription in musikwissenschaftlichen Vorhaben, an das weitere Forschung zur Musiksuche und Motivanalyse anknüpfen können. Die langfristige Vision ist die Erstellung einer Web-Plattform, die als „Shazam der Musikkataloge“ Zugang zu Musikkatalogen und Werkverzeichnissen liefert.

Innovationsansatz

MusicDNA bietet die Möglichkeit, das Forschungsfeld Digital Humanities an der FHE früh mit einem anwendungsorientierten Forschungsvorhaben zu etablieren und so Erfurt als DH-Standort sichtbar zu machen. Die Kooperationen mit dem Fraunhofer IDMT und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar (HfMW) vernetzen den Standort zudem direkt in Thüringen und bieten konkrete An-knüpfungspunkte für anschließende Fragestellungen und Forschungsvorhaben. Das Forschungs-vorhaben ist methodisch und inhaltlich in der Informatik angesiedelt und greift geisteswissenschaftliche Anwendungsbezüge auf, insbesondere in den Bereichen Information Retrieval, Web-entwicklung, Linked Open Data und Automatisierung. Damit bietet es eine ideale Grundlage, um die geplanten Forschungsfelder an der FHE gezielt zu stärken und nachhaltig zu verankern. MusicDNA knüpft an das zentrale Forschungsfeld der Antragstellerin – Information Retrieval und Informations-verhalten, vor allem in wissenschaftlichen Sammlungen – an und bietet Anschlussmöglichkeiten im Kontext generativer KI für Informationssuche und bei der Information Literacy. Dies betrifft sowohl die Lehre, insbesondere mit Blick auf das Leitbild Lehre der FHE mit ‚Interdisziplinarität‘ und ‚Praxis-orientierung mit Forschungsbezug‘ als zentralen Leitlinien, als auch die weiterführende Erforschung von 18 maschinellen Transformations- und Analysemöglichkeiten von Musik und Sound. Die Über-brückung verschiedener Manifestationen und Formaten von Musik ist auch anschlussfähig an das Thema Informationswandel und Informationsverlust durch Digitalisierung sowie dem qualitativen wie quantitativen Umgang mit Lücken und Fehlern in Daten. Das Themen-feld bietet sich grundsätzlich für den übergeordneten Austausch der Fachdisziplinen an der FHE sowie der Inhaber:innen der weiteren Thüringer Digitalisierungsprofessuren an und verspricht hervorragende Vernetzungs- und Austauschmöglichkeiten. MusicDNA steht zudem im Kontext übergeordneter Bestrebung einer sammlungsübergreifenden Musiksuche im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastrutkur für Forschungsdaten materieller und immaterieller Kulturgüter (NFDI4Culture) und bietet der Professur und der FHE die Möglichkeit sich als starker Partner dieser nationalen Infrastruktur einzubringen.

Wissenschaftlicher Beitrag

Seit August 2024 ist die Antragstellerin Professorin für Digital Humanities – Hybride Bildungs- und Kommunikationsräume einer gemeinsamen Professur von FHE und Universität Erfurt (UE). Digital Humanities (DH) sind eine Disziplin an der Schnittstelle von Informatik und Geisteswissenschaften, die sowohl von geisteswissenschaftlichen Disziplinen als auch von der Informatik vorangetrieben wird. Anwendungen der Informatik in allen wissenschaftlichen Disziplinen und auch in allen Bereichen der Gesellschaft zu verankern, ist zentral bei der Gestaltung einer digitalen Gesellschaft, die sowohl alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens im Blick behält, als auch Technologien und Digitalisierung aus verschiedenen Blickwinkeln heraus betrachtet und entwickelt. Vor dem Hintergrund steht auch die Professur in Erfurt: Die Professur ist Teil der Thüringer Strategie zur Digitali-sierung im Hochschulbereich und wurde im Rahmen des Programms „PROF-IT“ als eine von 25 Digitalprofessuren in Thüringen eingerichtet. Explizite Aufgabe der Professur ist es, Synergien zwischen Fachrichtungen und Hochschulen zu schaffen und übergreifende Themen zu vermitteln – in der Forschung, wie auch in der Lehre in 14 perspektivisch hochschulübergreifenden, interdisziplinären Lehrveranstaltung mit Studierenden der Informatik und geistes- und gesellschaftswissenschaftlicher Fächer. Die hochschulübergreifende Anbindung an die Angewandten Informatik einer Fachhochschule und zugleich an die Philosophische Fakultät der Universität ist eine Besonderheit, in den Digital Humanities ist eine solche hochschulübergreifende Anbindung einmalig – nur vier der 143 im deutschsprachigen Raum ausgeschriebenen Professuren sind an Fachhochschulen und nur wenige weitere DH-Professuren sind an Informatik-Fakultäten angesiedelt. Diese einmalige Anbindung stellt für die Ausgestaltung der DH mit einem starken Anwendungsbezug einen entscheidenden Vorteil dar, mit dem man die DH in Erfurt stark in der Digital-Humanities-Community platzieren kann. Dies macht die Professur zu einem starken Partner für Forschende geisteswissenschaftlicher Disziplin, da sie Know-how und Ressourcen aus der Informatik und Praxisanbindung an die Wirtschaft und wirtschaftsnahe Forschungsinstitutionen einbringen kann.

Projektpartner

IDMT Fraunhofer