
Vemel - Verbesserung der Erreichbarkeit für medizinische Einrichtungen auf dem Land

Ziele und Vorgaben
Ländliche Regionen sehen sich mit einer älter werdenden Gesellschaft und einer zunehmenden Abwanderung, insbesondere von jungen Bevölkerungsgruppen, in urbanen Zentren konfrontiert. Mit dem demografischen Wandel ist zudem eine Ausdünnung des Netzes an Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen verbunden, auch im Bereich der medizinischen Versorgung. Gleichzeitig bedingen die sinkenden Beförderungszahlen im ÖPNV eine abnehmende Qualität und Quantität der Mobilitätsangebote. Den schrumpfenden ÖPNV-Angeboten steht damit ein steigender Mobilitätsbedarf der einzelnen Personen gegenüber.
Vor diesem Hintergrund verfolgen die Fachhochschule Erfurt und das Verkehrsunternehmen KomBus GmbH als Projektpartner mit dem Forschungsprojekt VEMEL das Ziel, die Erreichbarkeit von medizinischen Einrichtungen auf dem Land zu verbessern. Untersuchungsregion ist das Schwarzatal in Thüringen. Das Projekt ist zudem beim wecare-Bündnis der Universität Jena angesiedelt, das Vorhaben zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen umsetzt.
Innovationsansatz
Das Projekt zielt darauf ab, die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit medizinischer Versorgung und Infrastruktur in ländlichen Regionen durch innovative und bedarfsorientierte Mobilitätsangebote zu stärken. Hierfür wird ein zielgruppenorientiertes Mobilitätskonzept entwickelt, das konkret auf die Bedarfe der medizinischen Versorgung in ländlichen Räumen ausgerichtet ist. Durch die Abstimmung mit Anbietern medizinischer Dienstleistungen und die Konzentration auf bestimmte Zeitfenster wird auf eine neue Zielgruppenfokussierung im ÖPNV abgezielt, was die Potentiale zur Bündelung von Fahrtwünschen („Pooling“) deutlich erhöht. Die Analysen legen die Grundlage für innovative Produktentwicklungen im ÖPNV zur Implementierung niederschwelliger und wirtschaftlich tragfähiger On-Demand-Angebote.
Aufgabenfelder
Mit Hilfe von Fokusgruppen-Interviews, qualitativen Interviews und einer repräsentativen quantitativen Bevölkerungsbefragung im Schwarzatal und im Saale-Orla-Kreis werden gesellschaftliche Fragestellungen sowie die Verbesserung der Erreichbarkeit durch On-Demand evaluiert.
Für die bedarfsorientierte Ausrichtung des On-Demand-Verkehrs werden Arztpraxen einbezogen, so dass die Terminvereinbarungen für Patient*innen an die Fahrtzeiten angepasst werden können.
Mittels GIS-Analysen wird die objektive Erreichbarkeit medizinischer Angebote im Projektgebiet ermittelt und mit der subjektiven Erreichbarkeit, erfasst durch die quantitative Befragung, abgeglichen. Dabei werden drei Transportoptionen verglichen: die Verwendung des privaten Autos, die Fahrt mit dem ÖPNV, und die Nutzung eines in den ÖPNV integrierten On-Demand-Angebots.
Wissenschaftlicher Beitrag
Ziel ist die Analyse der Potentiale für ein innovatives, zielgruppen- und bedarfsorientiertes On-Demand-System im ÖPNV ländlicher Räume. Zudem werden Erfolgskriterien für die Integration eines Betreiberkonzeptes untersucht. Diese Erfolgskriterien umfassen z.B. erforderliches Wissen, Ressourcen und Infrastruktur als auch räumliche Rahmenbedingungen und deren Interaktion. Zudem ist es Ziel, das Mobilitätskonzept im Hinblick auf eine spezifische Zielgruppe (medizinische Versorgungseinrichtungen und Patient*innen) im Kontext gesellschaftlicher Zielsetzungen zu analysiert. Dabei wird unter anderem das Konzept des Sozialkapitals als ein wichtiges Element wachstumsfördernder Maßnahmen berücksichtigt.