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WoEnMo: Überforderte Haushalte? Kostenbelastungen im Spannungsfeld zwischen Wohnen, Energie und Mobilität

Projektbild WoEnMo
Projektbild WoEnMo

Ziele und Vorgaben

Die Kosten für Wohnraum, Energie und Mobilität steigen in Deutschland seit Jahren (Destatis 2024) und durch die Knappheit auf dem Markt für bezahlbare Mietwohnungen wächst die Mietkostenbelastung (Holm u.a. 2021). Gleichzeitig sind die Erwerbseinkommen in den vergangenen Jahren stabil geblieben bzw. nur minimal gewachsen. Damit wächst gleichzeitig die Einkommens- und Vermögensungleichheit (Spannagel, Brülle 2024). Die gegenläufige Entwicklung der Mietkostenbelastung für hohe versus niedrige Einkommensschichten, die Ungleichheit bei den Möglichkeiten zur Wohnstandortwahl sowie die aus Verdrängungsprozessen resultierende sozial-räumliche Segregation machen das Wohnen zunehmend zu einer sozialen Frage (Kronauer 2022). 
Das Forschungsvorhaben WoEnMo leistet durch den Fokus auf die wohnbedingten Ursachen von sozialer Ungleichheit wichtige Erkenntnisse, wie sich die aktuellen Transformationsprozesse auf Privathaushalte auswirken und welche Handlungszwänge und -optionen bestehen. Die Ergebnisse sollen einen Beitrag zum Forschungsschwerpunkt der Hans-Böckler-Stiftung „Wohlfahrtsstaat und Institutionen der sozialen Marktwirtschaft“ leisten und mit Wohnen, Energie und Mobilität drei zentrale Infrastrukturen des Alltags betrachten. Aus einer integrierten Betrachtung von Wohnstandortkosten können Implikationen im Hinblick auf soziale Ungleichheit und soziale Teilhabe abgeleitet und in Handlungsempfehlungen für die Wohnungs-, Energie-, Mobilitäts- und Sozialpolitik überführt werden.

Innovationsansatz

Unter den Schlagworten „bezahlbares Wohnen“, „Energiearmut“ und „Mobilitätsarmut“ werden sektorale Preisentwicklungen, ihre sozialen Folgen und politische Antworten wissenschaftlich intensiv, aber überwiegend voneinander getrennt diskutiert. Das Wechselspiel zwischen den Faktoren wurde bisher nur in Ansätzen durch die Kombination maximal zweier Faktoren und fast ausschließlich in der internationalen Forschung bearbeitet. Das Beispiel Energiearmut zeigt zudem, wie Lösungen häufig einseitig bleiben. Hier wird seit Jahren aus einer technisch-ökonomischen Perspektive propagiert, Energiearmut durch energetische Sanierung zu lösen, ohne Wohnungs-markteffekte wie steigende Wohnkosten und Verdrängung zu bedenken (Stojilovska et al. 2022). Das Anliegen des Forschungsprojektes WoEnMo ist es daher, Wohnstandortkosten in einem integrativen Ansatz unter Berücksichtigung der drei Dimensionen Wohnen, Energie und Mobilität in ihren komplexen Wechselwirkungen ganzheitlich zu erfassen. Fragen nach den Folgen dieser Kostensteigerungen für die soziale Teilhabe, individuelle Bewältigungsstrategien sowie räumliche Implikationen sollen so untersucht werden. 

Aufgabenfelder

In Form der angebrachten Forschungsfragen: 

  1. Welche tatsächlichen Kosten haben Haushalte in den Bereichen Woh-nen, Energie und Mobilität zu tragen?
  2. In welcher Wechselbeziehung stehen Wohn-, Energie- und Mobilitätskos-ten in verschiedenen Siedlungsstrukturen und Gebäudetypen?
  3. Welche Bewältigungsstrategien und individuellen Konsequenzen lassen sich unter privaten Haushalten in Deutschland identifizieren?
  4. Welchen Einfluss haben die Wechselwirkungen zwischen den drei Kos-tenarten und die Bewältigungsstrategien der Haushalte auf die gesellschaft-liche Teilhabe und die Integration?
  5. Welche (sozial-)politischen Handlungsempfehlungen lassen sich aus den empirischen Forschungsergebnissen ableiten?
  6. Wie kann ein Monitoring der Situation von Privathaushalten im Hinblick auf das Wechselspiel der drei Kostenarten aussehen, um das politische Handeln dauerhaft mit empirischer Evidenz zu informieren?

Wissenschaftlicher Beitrag

Das beantragte Projekt wird das Kostendreieck zwischen Wohn-, Mobilitäts- und Energiekosten quantitativ ausleuchten und seine Effekte im Kontinuum von Stadt bis Land verorten. Damit werden einerseits die Ursachen der komplexen und dynamischen Zusammenhänge primärer und sekundärer Wohnkosten aufgezeigt. Andererseits sollen die qualitativen Anteile der Studie eine Typologie der Situation und Strategien von stark kostenbelasteten Haushalten erarbeiten sowie soziale Implikationen aufdecken, die sich aus dem Spannungsfeld der Kostenbelastungen für Haushalte ergeben. 

Projektpartner

Hochschule Harz