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Ringvorlesung des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ - Niloufar Tajeri

Ringvorlesung des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“
Dienstag, 18.1.2022, 18:30 Uhr
FH Erfurt, Fakultät ARS, Schlüterstraße 1, Aula und per WebEx 

https://fh-erfurt.webex.com/fh-erfurt/j.php?MTID=m4356ed6d5b01b215151e42fec79cfee3

Niloufar Tajeri: Wessen Erbe, wessen Identität, wessen Architektur? Oder die notwendige Verkomplizierung von Geschichte, Kultur und Form

Mit der einfachen Frage „Whose Heritage?“ erörtert Stuart Hall kulturelles Erbe als hegemoniale, nationale Narrative, das in Museen, Städten und Büchern des Globalen Nordens ein kognitives Wissenssystem abbildet und über Bedeutungszuweisungen kollektive „Werte“, „nationale Identität“ und somit (Nicht-)Zugehörigkeiten konstruiert. Im Vortrag wird die Frage „Wessen Erbe?“ um die Fragen „Wessen Identität?“, „Wessen Wissen?“ und letztlich auch „Wessen Räume?“ und „Wessen Architektur?“ erweitert, um die Frage nach Zugehörigkeit, Bedeutung und Macht weiter zu verkomplizieren. 
Ausgehend von Kolonialität als Kehrseite von Modernität (Walter Mignolo) und einer „Ökologie der Wissensformen“ (Boaventura de Sousa Santos) wird im Vortrag anhand eines konkreten Falls in Berlin diskutiert, wie der hegemoniale Kanon moderner Architekturgeschichte bis in die Gegenwart verwoben ist mit kolonialer Gewalt und Rassismus, aber zugleich das Potential in sich trägt, „das Unmögliche zum Sprechen zu bringen […] und Perspektiven auf die eurozentrische Geschichte zu ‚dezentrieren‘“ (Noa K. Ha). Worauf basiert denn das „Wissen“, aus dem sich unsere Konzeption von Architektur und Stadt, unsere Vorstellungen von Ästhetik und Funktionalität speisen? Wie (re)konstruieren wir mit ihm und durch Architektur (Nicht-)Zugehörigkeiten, strukturellen Rassismus und Kolonialität?
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Niloufar Tajeri ist Architekturtheoretikerin und Aktivistin und lebt in Berlin. Sie studierte Architektur in Karlsruhe und arbeitete in Kabul und Herat, Rotterdam und Amsterdam sowie in Dubai. Sie lehrt und forscht als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt (GTAS) der TU Braunschweig. Während ihres Stipendiums an der Akademie Schloss Solitude setzt sie sich mit urbanen Aufständen im Kontext neoliberaler Stadtentwicklung auseinander. Der aus dieser Beschäftigung heraus entstandene Sammelband „Nights of the Dispossessed: Riots Unbound” (Columbia Books on Architecture and the City, 2021) wurde von der Graham Foundation gefördert. In der Publikation „Kleine Eingriffe. Neues Wohnen im Bestand der Nachkriegsmoderne“ (Birkhäuser Verlag 2016) sammelt sie Reflexionen von Architekt*innen, Theoretiker*innen und Historiker*innen zu  sozial-ökologischen Sanierungsansätzen und behutsamen Eingriffen in die Wohnungsgrundrisse aus der Nachkriegszeit. Über die Militarisierung und Kolonisierung öffentlichen Raums durch internationale Akteure handelt das Heft „Kabul – Public City Secure City“ (Archis Foundation, 2008), das als Beilage im Volume Magazin veröffentlicht wurde.
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Für die Teilnahme in Präsenz in der Aula bitte Anmeldung per E-Mail an: nikolai.roskamm@fh-erfurt.de
Bei Teilnahme in Präsenz: Bitte beachten Sie die derzeit geltenden Zutrittsbeschränkungen für die Räumlichkeiten der FH Erfurt.

www.identitaet-und-erbe.org