
Nachhaltigkeit
Mehr als Symbolpolitik: Hochschulen als Motor der Transformation
Ein nachhaltiges Hochschul- und Wissenschaftssystem ist wichtig für eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft. Die Thüringer Hochschulen setzen nun ein starkes Zeichen und übernehmen Verantwortung – als Impulsgeber, Gestalter und Treiber einer nachhaltigen gesellschaftlichen Transformation.
Im Rahmen des zweiten Symposiums des Forschungsprojekts „Klima-N“ (am 16.01.2025, FH Erfurt), das durch das Bundesministerium für Forschung Technologie und Raumfahrt (BMTRF) im Rahmen der Förderlinie „Transformationspfade für nachhaltige Hochschulen“ gefördert wird, entstand die Idee, dass sich die Thüringer Landespräsidentenkonferenz (TLPK) in einem Memorandum of Understanding (MoU) offiziell und sichtbar zum neu gegründeten Thüringer Hochschulnetzwerk Nachhaltigkeit bekennt. Dieser Vorschlag unterstreicht den Willen, nachhaltige Entwicklung nicht nur projektbezogen, sondern strukturell und institutionell an Thüringer Hochschulen zu verankern.
Am 03.07.2025 unterzeichneten die Präsident:innen der zehn staatlichen Hochschulen des Freistaats auf Schloss Tinz in Gera eine gemeinsame Absichtserklärung. Darin bekennen sie sich dazu, die natürlichen Lebensgrundlagen langfristig zu sichern, menschenwürdige Lebensverhältnisse für gegenwärtige und künftige Generationen zu schaffen und globale Gerechtigkeit aktiv mitzugestalten.
Die Thüringer Hochschulen verstehen sich längst nicht mehr nur als Orte der Wissensvermittlung, sondern als Motoren gesellschaftlicher Transformation. Nachhaltigkeit ist für sie kein Randthema mehr, sondern ein zentrales Querschnittsprinzip – in Forschung, Lehre, Betrieb, Transfer und Governance. Mit dem Thüringer Hochschulnetzwerk Nachhaltigkeit bündeln sie ihre Kompetenzen, stimmen sich strategisch ab und nutzen ihre jeweiligen Stärken, um technologische wie soziale Innovationen für eine nachhaltige Zukunft aktiv voranzutreiben.
Die Gründung des Thüringer Hochschulnetzwerks Nachhaltigkeit ist damit weit mehr als ein symbolischer Akt. Sie markiert den Beginn einer langfristigen, koordinierten Zusammenarbeit, mit der sich die Thüringer Hochschulen klar zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bekennen. Die Wissenschaftseinrichtungen wollen nicht länger nur analysieren und reagieren, sondern aktiv gestalten: für ein gerechtes, resilientes und zukunftsfähiges Thüringen – und darüber hinaus.
Neue Beauftragte für Nachhaltigkeit – Nachhaltigkeit an der Fachhochschule Erfurt strategisch weiterentwickeln
Frau Dr. Susanne Kipp wurde zur neuen Beauftragten für Nachhaltigkeit an der fH Erfurt ernannt. In dieser Funktion wird sie zentrale Nachhaltigkeitsthemen systematisch erfassen, analysieren und strategisch weiterentwickeln. Ein besonderer Fokus liegt zunächst auf der umfassenden Analyse bestehender Nachhaltigkeitsangebote in der Lehre sowie einer Bestandsaufnahme aktueller Forschungsaktivitäten mit Nachhaltigkeitsbezug. Ziel ist es, vorhandene Initiativen hochschulweit sichtbar zu machen, Synergien zu identifizieren und Potenziale für eine stärkere Verankerung in den Strukturen der Hochschule zu nutzen.
Ein wesentliches Aufgabenfeld besteht darin, in Zusammenarbeit mit allen Akteuren der Hochschule konkrete Maßnahmen zu identifizieren und diese systematisch in die strategische Gesamtentwicklung einzubinden, um eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln.
Kurzbericht Klima-N
Eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung nachhaltiger Strukturen spielt auch das Projekt „Klima-N“ (Klima-Netzwerk für mehr Nachhaltigkeit in Thüringen), ein Verbundprojekt von vier Thüringer Hochschulen. Im Rahmen der Förderlinie „Transferpfade für mehr Nachhaltigkeit an Hochschulen“ zielt das Projekt darauf ab, Nachhaltigkeit in verschiedenen Handlungsfeldern zu etablieren und auch in der Lehre zu verankern.
Die Projektpartner widmen sich dabei unterschiedlichen Schwerpunkten: Die Universität Erfurt dem Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung, die Hochschule Nordhausen dem Bereich Energie und Betrieb, die Technische Universität Ilmenau der Nachhaltigkeitskommunikation. Das Teilprojekt an unserer Hochschule, unter Leitung von Prof. Dr. Machalett, fokussiert sich auf nachhaltige Campusgestaltung mit dem Schwerpunkt Biodiversität und übernimmt zudem die Koordination des Gesamtverbundes.
Die im Forschungsprojekt erarbeiteten Inhalte wurden u.a. über Impulsvorträge, Beiträge beim FLL Forschungsforum 2025 sowie im Rahmen von Hubs der DGHochN einem Fachpublikum zugänglich gemacht und im Rahmen der interdisziplinären Projektwoche in die Lehre integriert. Meilensteine bildeten die beiden Klima-N-Symposien, bei denen zentrale Ergebnisse öffentlich präsentiert wurden – und aus denen schließlich die Idee zum MoU der Thüringer Hochschulpräsidenten hervorging.
Für die weitere Projektlaufzeit bis zum 31.01.2026 steht der Transfer der Ergebnisse auf die anderen Klima-N-Verbundhochschulen sowie die weitere Ergebnisaufbereitung im Vordergrund. Diese Ergebnisse sollen im Januar 2026 in einem 3. Klima-N-Symposium diskutiert werden.
Projektteam: Prof. Dr. Björn Machalett, Moritz Kästner, Alexander Hergt, Kora Schumann
Projektseite: FH Erfurt – Klima-Netzwerk für mehr Nachhaltigkeit in Thüringen
Nachhaltigkeit in der Ingenieurausbildung mit ThüLeNa
Neben Forschung und Governance spielt auch die Ausbildung eine Schlüsselrolle für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Nachhaltigkeit ist ein zentrales Themenfeld einer zukunftsorientierten Ingenieurausbildung. Ingenieur:innen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung neuer Technologien, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte vereinen. Das Projekt „Thüringen Lehrt und Lernt Nachhaltig“ (ThüLeNa) bringt sieben Thüringer Hochschulen zusammen, um Nachhaltigkeit strukturell in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen zu verankern und die Attraktivität des Studiums zu stärken. Ziel ist der Aufbau grundlegender Kompetenzen, damit Studierende technische Lösungen gesellschaftlich reflektieren und Verantwortung für ihr berufliches Handeln übernehmen können.
Mit Unterstützung der Carl-Zeiss-Stiftung entstehen digitale Selbstlernmodule und ein Zertifikatsprogramm, das Studierende praxisnah auf die Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen und den Arbeitsmarkt der Zukunft vorbereitet. Lehrende werden durch Fortbildungen und Lehrmaterialien bei der Integration nachhaltiger Perspektiven unterstützt. In der nächsten Veranstaltungsreihe ab Oktober wird jeweils eine Lehrmethode vorgestellt und gemeinsam diskutiert, wie sie sich im Kontext nachhaltiger Entwicklung einsetzen lässt. Mehr dazu finden Sie hier: https://virtueller-campus-thueringen.de/course/view.php?id=170
Interessierte Lehrende können sich an das ThüLeNa-Projektteam wenden. Weitere Informationen, Termine und Kontakte finden Sie unter https://www.fh-erfurt.de/thueringen-lehrt-und-lernt-nachhaltig
Projektteam: Dorothea Junk, Max Klingebiel, Michael Schinköthe