Arboretum / Landschaftslehrpark der Fakultät LGF

Der Campus Leipziger Straße 77, bestehend aus den Hochschulgebäuden 1-4, dem Studierendenwohnheim und den Versuchsgewächshäusern, ist von einem 11 ha großen, frei zugänglichen Landschaftslehrpark umgeben. In seiner heutigen Form wurde er zu Beginn des Jahrtausends konzipiert, schrittweise umgesetzt und seitdem fortwährend weiterentwickelt. Studierende sollen in einem Umfeld arbeiten können, in dem sie über das gesamte Studium Pflanzenkenntnisse erwerben können und von beispielhaften Pflanzungen inspiriert werden. Zusammen mit dem angrenzenden Areal der Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau ist ein gemeinsames grünes Freiraum-Bildungszentrum entstanden, welches von allen Studien-, Aus-, Fort- und Weiterbildungslehrgängen gleichermaßen genutzt werden kann. Neben der Lehre dient das Gelände auch der Forschung und Erholung. Mit seiner Vielfalt an Flächentypen und Pflanzen trägt es darüber hinaus auch zur Biodiversität, zur ökologischen Strukturvielfalt und zum klimatischen Ausgleich in der Thüringer Landeshauptstadt bei.

Das Arboretum stellt den historischen Ausgangspunkt des Landschaftslehrparks dar und ist zugleich der Hauptzugang von der Straßenbahnhaltestelle „Krämpfer Gärten“ zu den Hochschulgebäuden.

Mit der Aufnahme des Lehrbetriebs der „Fachschule für Gartenbau Erfurt“ am Standort Leipziger Straße im Jahr 1949 (Vorläufereinrichtungen existierten seit 1867 in Bad Köstritz und 1946 in Gotha) war der Wunsch nach einer gestalterisch vorbildhaften und zugleich Pflanzenwissen vermittelnde Außenanlage verbunden. Zunächst galt es jedoch, die im Krieg beschädigten Gebäude und zerstörten Gewächshäuser des hier seit 1863 ansässigen Saatzuchtbetriebes Haage & Schmidt zu reparieren und zu beseitigen (15.000m³ Trümmerschutt). Neben Pflanzen zur Samenproduktion wurden hier früher Zwiebeln, Stauden, Ziersträucher und Obstgehölze angebaut beziehungsweise vermehrt.
Die Fläche zwischen den heutigen Gebäuden 2 und 3 und der Leipziger Straße war vor dem 2.Weltkrieg größtenteils mit Gewächshäusern und Frühbeeten überdacht (10.000m² Glasfläche).

Basierend auf ersten Entwürfen (1947) von Gustav Allinger entwickelte Günther Wuttke 1955 ein Konzept mit zwei parallelen Achsen, welches in den folgende Jahren durch Lehrkräfte und Schüler in Eigeninitiative umgesetzt wird. Die heute noch existente, auf Haus 3 ausgerichtete Achse führte durch waldartigen Bereich, bevor eine große Freifläche die Blicke weitet. Die östliche Parallelachse war als ein breiter Streifen gedacht, der unter anderem der Staudensichtung dienen sollte und auf das heutige Haus 2 blicken ließ.

Ein konkretisierter Wuttke-Plan von 1960 ließ in dieser Achsen auch Sommerblumen- und Gräserbeete, ein Teich sowie eine Rosendemonstrationspflanzung erkennen, die im damaligen Zeitgeist formal durch Betonplatten eingefasst und von breiten Wegen und Rasenflächen umgeben waren. Um einerseits dem Ziel eines Arboretums zu entsprechen, also einer Gehölzsammlung zu Studienzwecken anzulegen, und zugleich dem Gelände Rahmung und Schutz zukommen zu lassen, wurden zu den Außenseiten und zwischen den Achsen Baum- und Strauchgürtel gepflanzt.
Einige in diesen Bereichen eingebrachte „Ammen- bzw. Platzhalterpflanzen“, die sich besonders schnell entwickelten, wie zum Beispiel Götterbaum, Eschen-Ahorn, Birke, Steinweichsel und Vogel-Kirsche sind inzwischen in ihrer letzten Lebensphase angekommen oder mussten bereits entfernt werden.

Trotz der begrenzten Verfügbarkeit gelang es den verantwortlichen Hochschullehrern und Gärtnern, eines respektablen Gehölzbestand zusammenzutragen und diesen thematisch in bestimmte Bereiche (Herkunfts- und Gestaltungsaspekte, Nachempfindung heimatlicher Waldgesellschaften) anzuordnen.

Größere Veränderungen erfuhr das Arboretum 1988 durch die Aufgabe der formalen Achse mitsamt der Staudensichtung hin zu einer freien, geschwungenen Formgebung mit großzügigen Rasen- und Staudenflächen, Geländemodellierungen und der Ausbildung einer dritten Parallel-Achse im neu geschaffenen Hohlweg. Ebenfalls Ende der 1980er Jahre wurden zwei Amerikanische Linden seitlich der westlichen Hauptachse gepflanzt, sie „brechen“ nun den langen Weg durch die große Freifläche. In den 1990er Jahren wurden die Teichfläche vergrößert und Staudenpflanzungen überarbeitet. Dem Neubau von Haus 1 in den 2010er Jahre wurden Hochbeete und Pergolen aus den 1960er Jahren vor Haus 2 und 3 geopfert.

Aktuelle Bemühungen zielen darauf ab, die Arten- und Gestaltvielfalt zu erhöhen beziehungsweise die Wirkung der bestehenden Pflanzungen zu verstärken, ohne dabei die bestehende, denkmalwürdige Raumwirkung zu verändern. Ein besonderes Augenmerk bekommt die Erhöhung der Winterattraktivität sowie der Erprobung von Pflanzen, die vom Klimawandel profitieren. Rasenflächen sollen perspektivisch durch Wiesen ersetzt werden, sofern diese nicht benötigt werden. Hitze- und Trockenperioden in den vergangenen Jahren haben zu erheblichen Schäden bei der Gehölzsubstanz geführt. Dies erfordert derzeit konsequente und umfangreiche Nachpflanzungen. Da das Arboretum auch in Zukunft nicht vollständig bewässert werden kann und soll, stehen dabei resiliente (widerstandsfähige) Pflanzen im Fokus.

Steckbrief
  • Fläche 2,4 ha
  • Anzahl Bäume ca. 600
  • Anzahl Gattungen 67 (55 Laub- + 12 Nadelbaumg.)
  • Sammlungsschwerpunkt Sorbus,Quercus,Tilia,Paulownia
  • Staudenfläche 3500 m²
Ansprechpartner

Prof. Jonas Reif